Kunst ist das Vermögen der Form

(Friedrich von Schlegel)

Karl Menzen (1950 – 2020) vermag eindeutig, Formen neu zu begreifen und zu gestalten. Tonnenschweres Metall lässt er sanft und leicht in der Luft schweben, raues, kaltes Eisen wird ein warmer, die Sonne reflektierender Spiegel; Hartes wird weich, sanft und ruhig zugleich. Der diplomierte Ingenieur der Werkstoffwissenschaften ist Perfektionist.
Kein Detail und erst recht kein schmückendes lenkt bei Menzen vom Wesentlichen ab. Bewegung ist ein Hauptmerkmal von Menzens Kunst. Nichts ruht oder lagert, alles entsteht, setzt an, hebt ab.
Schweißnähte sucht man vergeblich. Riesige Metallflächen scheinen der Schwerkraft zu entschweben. Mit seinen Kunstwerken, die voller Widersprüche stecken und die die Schwerkraft negieren, die nichts nachahmen, sondern eigene Geschöpfe einer künstlerischen Evolution sind, erschafft er Skulpturen, die sein Publikum jedes Mal aufs Neue in Erstaunen versetzen und zur Interpretation zwingen. Ohne Phantasie gibt es keine Kunst, sagte der Klaviervirtuose Franz Liszt einmal.
Mit seiner Kunst erreicht der Wahlberliner Menzen den versierten Kunstsammler genauso wie den Laien. Die größte Bewunderung jedoch erhält er von Ingenieuren, die ermessen können, wie sehr er das Material an seine Grenzen zwingt. Den fertigen Objekten sieht man nicht an, welche Kräfte an ihnen walteten. Nicht den 20.000 Grad heißen Lichtbogen, der den Stahl in Sekundenbruchteilen verflüssigt, nicht die tonnenschweren Walzen, die das Material biegen und verformen, auch nicht die statischen Berechnungen, die sicherstellen, dass die Objekte im öffentlichen Raum Wind und Wetter trotzen werden.

Eines seiner Kunstwerke steht seit 2008 in der Empfangshalle der Hoffmann Dental Manufaktur, es ist ein Geschenk von Susanne Schuster, der Enkelin des Gründers, und Ihrem Mann an das Unternehmen, seine Mitarbeiter und Besucher. Zwei hohe, auf einer schmalen Auflage stehende, dreieckige und an der längsten Seite miteinander verschmolzene Segel fliegen ineinander und voneinander weg zugleich, sie tanzen alleine und als Paar, aber nur zusammen erzählen sie eine Geschichte.